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Wie der Taktgeber der öV-Branche tickt

Den Namen Marco Lüthi kennt man in der Branche. Schliesslich war er mal Direktor der VBZ, arbeitet jetzt als Leiter Markt bei PostAuto und amtet seit Oktober als Präsident des Strategierats der Alliance SwissPass. Doch: Wer ist der Mann?

Mit dunkelblauem Anzug, selbstbewusstem Gang und einem Lächeln schreitet er durch die Eingangshalle der Espace Post in Bern und bleibt vor uns stehen. «Marco», sagt er, schüttelt mir und der Fotografin (27) die Hand. «Linda», erwidert sie nach kurzem Zögern – und versucht, ihr Erstaunen darüber zu kaschieren, dass ihr Marco Lüthi (47) gerade ganz selbstverständlich das Du angeboten hat. Dass er Geschäftsleitungsmitglied bei PostAuto und Präsident des Strategierats der Alliance SwissPass ist, war das Einzige, was Linda vor dem Termin über ihn wusste.

Was andere über ihn sagen

Ich bin auf seine unkomplizierte Art vorbereitet, dank Busch-Telefonaten mit Mitarbeitenden der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ). Dort hatte Lüthi das Du eingeführt − als eine seiner ersten Amtshandlungen als Direktor. Die Befragten beschreiben ihn als zugänglichen, nahbaren, ausgeglichenen und geradlinigen Vorgesetzten, der seine Leute gleichermassen fordert und fördert. Als einen Chef, der das grosse Ganze im Blick hat, schnell denkt, gern entscheidet und sich nicht zu schade ist, mit anzupacken. Und als jemanden, der ein offenes Ohr für die Anliegen seines Teams hat, den Zugang zu Menschen einfach findet und sie für seine Sache begeistern kann.

Was Lüthi mitbringt

Ans Steuer des öffentlichen Verkehrs hat es Marco Lüthi jedoch nicht (nur) geschafft, weil er ein umgänglicher Kerl ist, der seine Leute zu Höchstleistungen motivieren kann. Der 47-Jährige bringt obendrein ein umfassendes Wissen mit: Er doktorierte in Verkehrsplanung und Transportsystemen, kennt sich also mit den technischen Aspekten von Mobilität aus. Zudem hat er an der Universität St. Gallen einen Executive MBA in General Management gemacht, wodurch er in finanziellen und strategischen Themen Bescheid weiss. Und zu guter Letzt arbeitete er vier Jahre lang als Leiter Unternehmensentwicklung bei der Rhätischen Bahn in Chur, war drei bei der Sihltal Zürich Uetliberg Bahn als Direktor und Leiter Infrastruktur tätig, amtete drei Jahre lang als Chef der VBZ und hatte schon diverse Mandate inne. Darum weiss er auch, wie der Karren in der öV- Branche läuft.



Hat die Bedürfnisse von öV-Kundinnen und -Kunden im Blick: Marco Lüthi.


Lüthi hat genaue Vorstellungen davon, wie er sich die Zukunft der Alliance SwissPass vorstellt.

Wie er seine Batterien lädt

Übrigens: Ja, Lüthi hat im letzten Jahrzehnt viel gearbeitet und oft mehr Zeit im Büro verbracht als zu Hause. Aber: Er hat ein Leben neben dem Job – mit Familie, engen Freunden und Hobbys. Und darauf fokussiert er sich in der wenigen freien Zeit, die er hat. Er geht mit seiner Frau wandern, spielt mit dem gemeinsamen Sohn, tauscht sich mit Freunden aus. Dieses Leben ist seine Ladestation und sein Rückhalt, der es ihm ermöglicht, im Berufsalltag Vollgas zu geben. Nicht zuletzt, weil seine Frau ihn seit zehn Jahren bei all seinen Unterfangen unterstützt und ihm den Rücken freihält. «Zu hundert Prozent.» Sie managt Kind, Haus und Garten, während Lüthi sich dafür einsetzt, dass der öffentliche Verkehr den Anschluss nicht verpasst.

Wie er sich den öV vorstellt

«Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, was unsere Kundinnen und Kunden möchten.» Dank dem Prinzip «eine Reise, ein Ticket» komme man heute zwar mit einem Billett einfach überall hin – von der Grossstadt bis in die hintersten Winkel des Landes. Simpel sei das trotzdem nicht. Wie Marco Lüthi dazu kommt? Ein paar Touristen haben ihn neulich dazu auserkoren, ihnen am Billettautomaten behilflich zu sein. Route: vom Zürcher Triemli auf den Uetliberg und via Felsenegg-Bahn zurück in die Stadt. Da hätte er (seit Jahren mit Generalabonnement oder per App mit Check-in/Check-out unterwegs) ein Weilchen gegrübelt, wie die Leute am besten (also am günstigsten) fahren.

«Ein Billett zu lösen darf keine Masterarbeit sein. Das muss schnell und einfach gehen.» Ausserdem dürfe man Reisende im Störungsfall nicht dem Schicksal überlassen, sondern müsse zusehen, dass sie schnell zu ihren Infos und geführt an ihr Ziel kommen. Planbarkeit sei ein Trumpf des öffentlichen Verkehrs, daher seien zuverlässige Informationen auch im Störungsfall zentral.

«Wenn wir einen höheren Modalsplit wollen, müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kundinnen und Kunden mit dem öffentlichen Verkehr einfach, rasch, zuverlässig, komfortabel und zu einem guten Preis ans Ziel kommen. Das schaffen wir nur als Branche. Gemeinsam.»

Der Strategierat

Der Strategierat ist das strategische Führungsorgan der Alliance SwissPass – und als solches für wichtige Entscheide rund um den Zugang zum Schweizer öffentlichen Verkehr (öV) zuständig. Er besteht aus acht bis dreizehn stimmberechtigten Mitgliedern: SBB, Zürcher Verkehrsverbund und PostAuto haben dabei Anrecht auf einen festen, ständigen Sitz. Die übrigen Mitglieder setzen sich aus Vertretungen der Sparten Fern-, Regional-, Orts- und touristischer Verkehr zusammen.